Will es Gott wirklich?

Unter dieser Frage stand die 49. Hollabrunner Vorlesung mit dem Titel „Deus lo volt – Gott will es! Zur Geschichte der mittelalterlichen Kreuzzüge“, die von Em. Univ.-Prof. Dr. Werner Maleczek von der Universität Wien gehalten wurde.

Bereits in seiner Einleitung betonte er den Widerspruch in dieser düsteren Episode der mittelalterlichen Geschichte, wo das Nebeneinander eines von Chronisten bestätigten Blutbades und des inbrünstigen Gebets nach Erklärung verlangt. Laut Maleczek sei es die Pflicht des Historikers und demnach auch seine, die Ursachen für diese Widersprüchlichkeit zu erfragen, wobei man jedoch auf Schwierigkeiten stößt: Alleine die Tatsache, dass durch die martialische Verwendung des Worts Kreuzzug dieses einen schlechten Klang hat, der denunzierend und mit Wertvorstellungen aufgeladen ist, macht ein adäquates Verständnis des Begriffs schwer. Dass außerdem im Christentum das Kriegsführen als verdienstvoll angesehen wird, steht im Kontrast zu jener Religion, die bekanntermaßen andere Werte in ihr Zentrum stellt. Aufgrund dieses oftmals als krass empfundenen Gegensatzes üben die Kreuzzüge bis heute eine ungemeine Faszination auf die Menschheit aus, was sich in zahlreichen Ausstellungen, Filmen usw. zeigt.

Werner Maleczek beschäftigte sich im Rahmen der Vorlesung eloquent mit zwei Abschnitten, der Entstehung der Kreuzzugsidee sowie der summarischen Besprechung der einzelnen Kreuzzugsbewegungen, wobei er exemplarisch den vierten Kreuzzug besonders hervorhob. Er sprach dabei über die Entwicklung vom gerechten zum heiligen Krieg, in dem der Krieg im Dienste der Kirche verstanden wurde, über die Kreuzfahrer, die sich zunächst als Pilger begriffen und sich von diesen durch die Bewaffnung unterschieden, über den Aufstieg des Papsttums und die Entstehung des Ritterstandes.

1096 begann der erste Kreuzzug, zwei weitere folgten, bevor die vierte Kreuzzugsbewegung (1202–1204) stattfand. Papst Innocenz III. rief diesen Kreuzzug aus, der besser als alle anderen organisiert sein sollte. Erstmals wurde hier der Kreuzzug gegen politische Feinde eingesetzt. Aufgrund zweier Conquêtes de Constantinople, die von Teilnehmern am Kreuzzug aus ihrer Erinnerung heraus verfasst wurden, weiß man über den vierten Kreuzzug relativ gut Bescheid.

Am Ende seiner Ausführungen griff Maleczek den Titel und die gestellte Frage, ob Gott das wirklich will, auf und beantwortete diese mit einem klaren Nein, nicht ohne noch einmal zu betonen, dass er als Historiker eigentlich ausschließlich prinzipielle Fragen nach der Ursache und Wirkung eines historischen Phänomens stellt.

Dass er mit seiner Vorlesung für überaus interessante Darstellungen gesorgt hatte, bewiesen die Fragen der zahlreich erschienenen Gäste u. a. nach der Finanzierung der Kreuzzüge, die der Vortragende allesamt fundiert beantwortete.

Foto: Die Organisatoren der Hollabrunner Vorlesungen, Jürgen Steinmair (l.) und Christian Kasper (r.), bedankten sich bei Werner Maleczek für seine Ausführungen zu den Kreuzzügen.