Neues aus der Altersforschung zum 50. Geburtstag

Ein voller Festsaal wartete auf die Organisatoren der Hollabrunner Vorlesungen, Christian Kasper und Jürgen Steinmair, bei der 50. Vorlesung, die im 10. Vereinsjahr abgehalten werden konnte. Andreas Bratusch vom Rotary Club Hollabrunn-Weinland, der die Hollabrunner Vorlesungen seit Anbeginn unterstützt, hob in seiner Festrede die Lebendigkeit, Quirligkeit und Vitalität des Formats hervor und unterstrich die Bedeutung der vielfältigen interdisziplinären Themen, denen sich im Rahmen der Veranstaltungen gewidmet wird.

Auch bei der 50. Vorlesung begeisterte ein überaus bekannter Vortragender die so zahlreich erschienenen Gäste, sprach mit Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber nicht nur ein Mediziner und Theologe, sondern gleichsam die „Hebamme der Nation“ über eine „Theorie der zweiten Jugend – Neues aus der Altersforschung“. Ob es eine solche Theorie überhaupt gibt, war in der Menschheitsgeschichte nicht immer ein Thema. Ausgehend vom Silicon Valley wird es zukünftig wohl aber eines sein, das die Welt erobern wird. Erstmalig darüber nachgedacht wurde in der Renaissance, als Luigi Cornaro drei Geheimnisse für ein langes Leben definierte, nämlich mit der Natur zu leben, ab der Lebensmitte weniger zu essen und täglich einen halben Liter Wein zu trinken. Christoph Wilhelm Hufeland gilt als Begründer der Makrobiotik, die Überlegungen anstellt, das Leben zu prolongieren und auch im Alter gut durch dieses zu gehen.

Huber fokussierte in seinen Ausführungen auf vier Bereiche: life style, Hormone, Epigenetik und RNA Biologie. Dabei stellte er fest, dass Organismen immer dann Stoffe freisetzen, um zu überleben, wenn sie in Lebensgefahr sind. Solche Gefahren und die damit verbundenen Ängste sind beim Menschen jene vor dem Verhungern, dem Erfrieren und die Angst vor dem Feind, vor dem es wegzulaufen gilt. Dementsprechend ist es ein Anti-Aging-Mittel, wenig zu essen, ab und zu zu fasten und mit einem Hungergefühl ins Bett zu gehen, denn zu hungern stimuliert die Neurogenese und diese wiederum recycelt das Gehirn. Auf ebenso anschauliche Weise stellte der Vortragende dar, dass Rezeptoren, die dem Fettabbau dienen, dann aktiviert werden, wenn man vom warmen Bett für 30 Sekunden direkt in die eiskalte Badewanne steigt. Und auch Sport gilt, genauso wie die Meditation, als ein Mittel auf dem Weg zur zweiten Jugend. Auf diesem Weg sind auch die Hormone von entscheidender Bedeutung, deren richtige Anwendung wichtig ist, so kennt man Östrogen als Anti-Herzinfarkt-Hormon und Progesteron als Anti-Depressions-Hormon. Die Epigenetik, die derzeit intensiv beforscht wird, beschäftigt sich mit der elektrischen Ladung des Genoms, die momentan dechiffriert wird. Ihre Änderung trägt zur Alterung bei. Die RNA gilt als die Supermedizin von morgen, da verwundert es nicht, dass auch hier geforscht wird, um tatsächlich eine zweite Jugend möglich zu machen, an der Albert Einstein übrigens gezweifelt hat.

Huber zeigte am Ende der 50. Hollabrunner Vorlesung philosophische und religionsphilosophische Ansätze rund um diese Thematik auf und auch die Fragen des interessierten Publikums machten deutlich, dass das Thema ganzheitlich behandelt werden muss.

Die Hollabrunner Vorlesungen gehen jetzt in die Sommerpause und setzen die Veranstaltungsreihe im Herbst mit einer Podiumsdiskussion zur künstlichen Intelligenz fort.

Foto: Die Organisatoren der Hollabrunner Vorlesungen, Christian Kasper (2. v. l.) und Jürgen Steinmair (r.), dankten dem Vortragenden Johannes Huber und gratulierten Erich Eder (l.) zur Ehrenmitgliedschaft.