Künstliche Intelligenz?

Traditionell starteten die Hollabrunner Vorlesungen mit einer Podiumsdiskussion ins Vorlesejahr, die in bewährter Art und Weise von Ass.-Prof. Dr. Erich Eder moderiert wurde. Er stellte Fragen rund um die Künstliche Intelligenz, die die Diskutanten eloquent, informativ und höchst kompetent beantworteten. Andre Wolf, Social Media-Experte und bei Mimikama tätig, führte aus, dass KI keine allzu große Rolle bei der Verbreitung von Desinformation, sogenannten fake news, spiele, sondern von der KI generierte Bilder überwiegend der Unterhaltung dienten. Diese könnten sich aber tatsächlich im Kopf manifestieren, es gilt also darauf zu achten, dass ein Bild nicht stimmen muss. Das wiederum führte den Philosophen Dr. Robert König zur Frage, ob sich die beiden Begriffe „künstlich“ und „Intelligenz“ gemeinsam überhaupt ausgehen und was denn die KI eigentlich ist. Jurist Univ.-Prof. Ing. Dr. Clemens Appl beschrieb, dass an die Maschine sehr hohe Anforderungen gestellt werden, die an Menschen nie gestellt würden, das Urheberrecht aber sehr wohl differenziert, ob beispielsweise ein Text von einem Menschen oder einer Maschine geschrieben worden ist. Er betonte auch, dass in Situationen, wo es heikel wird, nach wie vor den Menschen und ihrer Intuition mehr vertraut wird als einer KI, die ja, wie Wolf darstellte, nur so gut funktioniert, wie ihr Trainingsmaterial ist, was aber natürlich auch dazu führen kann, dass die Wahrheit verzerrt wird. König bestätigte diese politische Dimension der KI, die daher auch nicht neutral ist, sondern, wie Appl ausführte, das Einfrieren retrospektiv betrachteter Muster, die aus der Vergangenheit stammen, ist und der das Reflexionsvermögen fehlt. Deshalb wird eine der wichtigen rechtlichen Fragen in Zukunft jene nach der Erklärbarkeit eines Ergebnisses einer KI sein. Offenlegung und Transparenz werden dabei bedeutende Schlagworte sein.

Übereinstimmend stellten die Diskutanten fest, dass KI ein Werkzeug zum zum Beispiel Schreiben von Texten ist, allerdings nicht zur Recherche genutzt werden soll. Da KI die KI nicht entlarven kann, muss jeder und jede selbst erkennen können, was die KI macht, um sie verstehen zu können. Dabei wurden im Rahmen der Podiumsdiskussion Chancen dieser Entwicklung wie die Demokratisierung von Kunst ebenso thematisiert wie mögliche Gefahren, dass manche Jobs obsolet werden, was bis zur Frage nach dem bedingungslosen Grundeinkommen führte.

Bedeutet die KI nun den Verfall der Kultur oder den Beginn einer neuen Ära? Dass diese Frage auch die vielen Zuhörenden beschäftigt, wurde an den Wortmeldungen der interessierten Gäste deutlich, die die Diskussion um soziale und ökologische Aspekte ergänzten.

Letztendlich konnte als eine der Schlussfolgerungen festgehalten werden, dass die Etablierung eines Medienbewusstseins unabdingbar notwendig ist, wir brauchen die Fähigkeit, Dinge, die uns kommuniziert werden, kritisch einzuordnen, um politisch gebildet an der Gesellschaft teilhaben zu können. Der Mensch als verantwortungsbewusstes Subjekt ist im Hinblick auf die Nutzung der Technologie mehr denn je gefragt.

Dass der Bildung dabei eine entscheidende Rolle zukommt, bezweifelte am Ende der Podiumsdiskussion niemand. Und dass im Anschluss daran das Publikum noch lange zusammenstand und sich austauschte, zeugte davon, dass die KI tatsächlich Problem und Chance gleichzeitig ist, als Teil unserer Lebensrealität angekommen ist und die Frage aufwirft, wie wir als Gesellschaft zukünftig zusammenleben wollen.

 

Foto: Die Organisatoren der Hollabrunner Vorlesung Christian Kasper und Jürgen Steinmair (r.) verfolgten gemeinsam mit Moderator Erich Eder (v. l.) die Ausführungen von Clemens Appl, Robert König und Andre Wolf (v. r.).