Die erste Vorlesung im Jubiläumsjahr der Hollabrunner Vorlesungen, die heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiern, erinnerte an die Grundidee dieses Formats, dass Lehrkräfte des Erzbischöflichen Gymnasiums ihr Wissen einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. So war es diesmal JMag. oachim Celoud, der sich dem Leben und Werk Anton Bruckners, des Musikanten Gottes, dessen Geburtstag sich heuer zum 200. Mal jährt, widmete.
Als Sohn eines Lehrers 1824 ins Ansfelden geboren, wurde Bruckner letztendlich selbst Lehrer, nachdem er schon mit 13 in St. Florian eine Ausbildung in Gesang und Orgel genoss. In der Lehrerbildungsanstalt in Linz nahm er am Konzertleben teil, wurde Schulgehilfe und komponierte daneben z. B. Messen, bevor er als Hilfslehrer in St. Florian gleichzeitig auch Stiftsorganist war. Während seiner Ausbildung bei Simon Sechter strebte er immer noch nach mehr und bekam seine Kenntnisse dann auch vom Wiener Konservatorium bestätigt. Bruckner erhielt ein Lehramt für Harmonielehre und Tonsatz an der Universität Wien. Zahlreiche Auszeichnungen zeugen von seinem Erfolg, so erhielt er die Ehrendoktorwürde und hatte viele Ehrenmitgliedschaften inne. Anton Bruckner starb 1896 und wurde gemäß seinem Wunsch unter der Orgel der Stiftskirche St. Florian begraben.
Joachim Celoud gelang es in seinem eloquenten Vortrag, für ein besseres Verständnis der Bandbreite von Bruckners Schaffen und Denken zu sorgen, indem er ihn nicht nur als Organisten, der es liebte zu improvisieren, sondern auch dessen Religiosität und seine Beziehung zu den Frauen beschrieb. Auch auf Bruckners Verhältnis zu Richard Wagner, den er verehrte und an dessen Musik er sich in seinen Symphonien anlehnte, kam Celoud zu sprechen.
Den Abschluss der Hollabrunner Vorlesung, die von vielen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern aufmerksam verfolgt wurde, bildeten die Werke Bruckners, von denen es insgesamt 150 gibt. Das Hauptaugenmerk liegt auf seinen Symphonien und dem Te Deum, das neben den späten Symphonien das erfolgreichste Werk ist. Die offiziellen neun Symphonien sind eigentlich elf, da es eine Studiensymphonie gibt und die ursprünglich zweite Symphonie nach viel Kritik zur nullten wurde. Oftmals gibt es von einer Symphonie mehrere Fassungen, die achte Symphonie gilt als Monsterwerk, das 80 Minuten dauert. Mag. Joachim Celoud beendete nach weniger als 80 Minuten seine Vorlesung, nicht ohne die Frage zu stellen, ob es sich bei Bruckners Musik um absolute oder programmatische handelt. Der Vortragende beantwortete sie auf sehr sympathische Art und Weise selbst: Wen juckt’s?
Foto: Joachim Celoud (m.) begeisterte auch die Organisatoren der Hollabrunner Vorlesungen, Jürgen Steinmair (l.) und Christian Kasper, mit seinem kurzweiligen Vortrag über Anton Bruckner.