„Das Wetter scheint wie verhext“

In zahlreichen Aussagen und Redewendungen spielen Hexen auch heute noch eine Rolle und eben diesen, genauer gesagt den Hexenprozessen, widmete sich die letzte Hollabrunner Vorlesung mit dem Titel „Hexenprozesse in Europa 1500 – 1750 – Formen und Folgen einer ‚Verschwörungstheorie‘“. Univ.-Prof. MMag. DDr. Rupert Klieber, Lehrender am
Institut für Kirchengeschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, näherte sich mit seinen Ausführungen über unterschiedliche Themenfelder dem einzigartigen Phänomen der Hexenprozesse, die über ein Vierteljahrtausend andauerten, gründlich an und stellte die Frage, wie es dazu überhaupt kommen konnte. Profund führte er aus, was zu den Hexenverfolgungen, die in Wellen vonstatten gingen, beitrug. Dabei sprach er über die Verschränkung der Zauberei- und Ketzerfrage im Westalpenraum des 15. Jahrhunderts und ging auf die allgemeine Verbreitung magischer Vorstellungen und Praktiken in allen Bevölkerungsschichten der damaligen Zeit ein. Darüber hinaus referierte er über die sogenannte wissenschaftliche Neubewertung dieser Vorstellungen ab dem 15. Jh., die mit der Wissenschaft wohl nur schwer in Verbindung gebracht werden kann, sieht man sich beispielsweise die populärste Schrift von damals, den „Hexenhammer“, an. Auch die politischen und klimatischen Krisen sowie die Herrschaftsverdichtung ab dem 16. Jh. und ein damit verbundenes neues Justizwesen und die nahe Obrigkeit bedingten die insgesamt 40.000 bis 60.000 hingerichteten Hexen, von denen 80 Prozent Frauen waren. Klieber zeigte in seinem Vortrag auch frühe Gegenstimmen zu den Hexenprozessen auf und erklärte, dass die Aufklärung diesem Phänomen ein Ende machte.

Nachdem er abschließend Parallelen zur Shoah, deren Nährboden jahrhundertealte Vorurteile und die sogenannte wissenschaftliche Aufbereitung der Rassenlehre durch die Nationalsozialisten bildeten, gezogen hatte, stellte Klieber die Frage, ob Lehren aus solchen Geschehnissen wie den Hexenverfolgungen gezogen werden können. Seine Antwort war klar und prägnant: Man kann nie wachsam genug gegenüber Verschwörungstheorien sein und muss sorgsam und konsequent auf die Einhaltung juristischer Spielregeln achten.

Diese Conclusio ließ die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher wohl ein Stück weit nachdenklich zurück, führte aber gleichzeitig dazu, dass in der Diskussion viele spannende Fragen gestellt wurden, die beim anschließenden gemütlichen Beisammensein noch vertieft wurden.

Foto: Die Organisatoren Jürgen Steinmair (l.) und Christian Kasper (r.) freuten sich, Rupert Klieber als Vortragenden bei den Hollabrunner Vorlesungen begrüßen zu dürfen.