Chemieolympiade in Corona-Zeiten

Mit terminlichen Anpassungen und auf rein virtuellem Weg konnte auch im diesjährigen Corona-dominierten Schuljahr ein Online-Ersatzwettbewerb der Österreichischen Chemieolympiade stattfinden. Unter diesen völlig neuen und teils erschwerten Bedingungen konnte ich, Maximilian Spitaler, ehemaliger Schüler der 8B und langjähriger Chemieolympionike, österreichweit den zweiten Platz und eine Goldmedaille beim Bundesfinale erlangen, wodurch ich Österreich beim internationalen Wettbewerb Ende Juli vertreten darf.
Normalerweise besteht die Österreichische Chemieolympiade aus drei Wettbewerben. Beginnend mit einer schulinternen Vorausscheidung und dem darauffolgenden Landeswettbewerb stehen sich beim Bundeswettbewerb die 20-30 besten JungchemikerInnen Österreichs in einem jeweils fünfstündigen Praxis- und Theorieteil gegenüber. Als Vorbereitung dafür wird an der PH Baden ein Kurs mit fachspezifischen Vorlesungen und Laborübungen abgehalten, der ebenso dem Knüpfen neuer Freundschaften dient. Die vier Besten qualifizieren sich für die Internationale Chemieolympiade.
All dies wurde 2020 ins Internet verlegt. Der Kurs- und Landeswettbewerb wurden fusioniert und die SchülerInnen konnten im Wettbewerb Stufe I am Computer von zu Hause Multiple-Choice- und Drap-and-Drop-Fragen zu chemischen Aufgabestellungen beantworten. Diese reichten von einfachen organischen Synthesen und Aussagen über das Periodensystem bis zu kurzen Rechnungen und – als Ersatz für die entfallene Praxis – Trockenübungen für das sonst bei der Chemieolympiade allgegenwärtige Tüpfeln (das Bestimmen von Salzen aufgrund ihrer Niederschläge). Österreichweit wurden dann die 30 besten TeilnehmerInnen ermittelt, die im Zeitraum zwischen schriftlicher und freiwilliger mündlicher Matura für die Achtklässler und verteilten Schultagen für Sechst- und Siebtklässler Onlinevorträgen lauschen und seitenweise zugehörige Übungsbeispiele rechnen durften. Nach drei Wochen intensiven Lernens fand der Wettbewerb Stufe II am eigenen Schreibtisch unter Videoüberwachung statt. Die Angabe für diesen konnte von den TeilnehmerInnen pünktlich zu Beginn ausgedruckt und daraufhin fünf Stunden lang bearbeitet werden. Die Lösungsvorschläge wurden dann in einem Zeitfester von 20 Minuten eingescannt und zur Korrektur an die betreuenden LehrerInnen geschickt, die die Aufgaben ebenso wie die Vorbereitungsvorträge zuvor erstellt haben. Bei der per Videokonferenz abgehaltenen Siegerehrung gab es dann Festvorträge der eingeladenen Ehrengäste und die heiß ersehnte Bekanntgabe der Ergebnisse und Platzierungen. Sonst persönlich verliehene Urkunden, Medaillen und Bücher(gutscheine) wurden an die Sieger geschickt, das Festbuffet entfiel.
Obwohl der diesjährige Wettbewerb zwar unter dem Namen der Österreichischen Chemieolympiade läuft, unterscheidet er sich in vielerlei Hinsicht von einem normalen Bundeswettbewerb. Auf der Hand liegt, dass mit dem Wegfall der Laborpraxis ein großer Teil der langjährig erworbenen Fähigkeiten nicht beachtet werden konnte. Ebenso ist die örtlich getrennte Form des gemeinsamen Arbeitens und Schaffens qualitativ von der persönlichen Wissensvermittlung deutlich verschieden und Online-Lektionen können direkten Unterricht niemals vollständig kompensieren. Besonders bedauernswert ist allerdings der Wegfall des sozialen Austauschs der TeilnehmerInnen untereinander. Ein „coronafreier“ Bundewettbewerb umfasst über die bloße Chemie hinaus gemeinsames Rechnen, Spielen und eine Handvoll Ausflüge, was die diesjährigen TeilnehmerInnen sehnlichst missen mussten. Umso wichtiger ist es, dass die Freude am Experimentieren und das umfassende Wissen, welches bei der Chemieolympiade vermittelt wird, den naturwissenschaftlich Interessierten auch in den nächsten Jahren in Form von Vorbereitungskursen an Schulen erhalten bleibt.