Aus Eins mach „Drei-(Haus)“

Über den Besuch von gleich zwei Kunsthistorikerinnen durfte sich die 8A-Klasse im Rahmen einer ihrer letzten GWK-Stunden erfreuen, als Franziska Leeb und Agnes Brandtner mit ihren Herzensanliegen vor die SchülerInnen traten. Beide Damen setzen sich dafür ein, die typische Siedlungslandschaft des Weinviertels, die seit dem Mittelalter die kompakten Straßen- und Angerdörfer prägen, zu bewahren und behutsam weiterzuentwickeln: Gehöft reiht sich an Gehöft, parallel zur Straße das Wohngebäude, anschließend der Längstrakt mit den Stallungen und einer den Hof abschließenden Scheune. Diese harmonisch wirkenden geschlossenen Ortsbilder wurden allerdings durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft und die Bodenpolitik der Gemeinden über die Jahrzehnte vielerorts zerstört. Franziska Leeb, die als freiberuflich tätige Architekturpublizistin in Wien lebt und u.a. auch für die Tageszeitung „Die Presse“ im SPECTRUM schreibt, wies auf diese problematische Entwicklung hin.  Anhand von aktuellen Beispielen aus ihrer ursprünglichen Heimat im Weinviertel zeigte sie die bedenklichen Folgen der Zersiedelung und die Besorgnis erregende Bodenversiegelung vor allem an den Ortsrändern durch das rasant voranschreitende Wachstum von Einfamilienhaussiedlungen der letzten Jahre auf.

Als „Vorzeigehaus“, das als seltenes Exemplar für „kluges Weiterbauen“ im Ortskern nach der Bauphilosophie der Ahnen mit modernem Ausdruck gilt, stellte Agnes Brandtner das sogenannte „Dreihaus“ in Obermallebarn vor, das nach Plänen vom Architekt Ernst Pfaffeneder gebaut wurde und ihrer Familie als Wohnhaus dient. Bei einem seit dem 19. Jahrhundert in Familienbesitz stehenden landwirtschaftlich genutzten Hof wurde der baufällige Wirtschaftstrakt abgerissen und durch einen zeitgemäßen Wohntrakt ersetzt. Die GWK-Lehrerin gerät ins Schwärmen, wenn sie von diesem sehenswerten Gebäude berichtet: „Bereits der Empfangsraum wirkt so einladend, hell und freundlich, dass man sich durch die dezente Farbgestaltung, den Blick in den wunderschön begrünten Innenhof als Gast vom ersten Augenblick an einfach geborgen fühlt.“ Als Überraschung wurden die SchülerInnen gemeinsam mit ihrer Klassenvorständin Sabine Rohrer eingeladen, sich von der einzigartigen Wohnatmosphäre nach der Matura selbst ein Bild zu machen. Die nun neugierig gewordenen ZuhörerInnen möchten sich an dieser Stelle für die nette Einladung und für die interessanten Ausführungen bei den beiden kompetenten Vortragenden herzlich bedanken.